Västerås kennen Sie nicht? Doch, das kennen Sie. Denn aus dieser großen kleinen Stadt in Schweden vor den Toren Stockholms stammt unter anderem das Modehaus H&M. Und auch eine ganze Reihe anderer Schwergewichte, wie etwa der Automatisierungskonzern ABB, haben sich hier niedergelassen. Da wundert es kaum, dass auch der Bausektor floriert – nun bekommt Västerås einen neuen Leuchtturm – einen Beton-Holz-Hybrid mit 22 Etagen.
Baumhäuser liegen im Trend – und nein, hier geht es nicht um Kinderkram. Ist so ein Baum erst einmal zu Brettern, Schindeln und Balken verarbeitet, lassen sich daraus ganz prima Hochhäuser bauen. Wir haben bereits mehrfach darüber berichtet. Doch noch müssen Architekten quasi bei jedem neuen Projekt Grundlagenforschung betreiben. Welche statischen Eigenschaften bringt welche Konstruktion mit? Wie sieht es mit dem Brandschutz aus, und lassen sich die lokalen Behörden von der noch unzertifizierten Bauweise überzeugen. Einige dieser Probleme – und die damit verbundenen Kostenrisiken – lassen sich durch einen Trick umschiffen.
Beton-Holz-Hybrid als Kompromiss der besten Eigenschaften
Und mit dem geht das dänische Architekturbüro C. F. Møller zu Werke, das den Wettbewerb für den Neubau nun für sich entscheiden konnte: 15 Stockwerke aus Beton, sieben weitere in Holzrahmenbauweise werden künftig die Skyline Västerås bereichern. Die konstruktive Trennung wird dabei optisch durch einen rund um das Gebäude laufenden Panoramagarten unterstützt. Zwar sind heute rein technische bereits Holzhochhäuser mit mehr als 20 Stockwerken möglich – was das aktuelle Projekt so spannend macht, ist jedoch die Balance zwischen Minimum und Maximum. Sprich: Hier geht es nicht darum, das Gebäude um jeden Preis ökologisch zu optimieren. Sondern eher darum jenen Kompromiss zu finden, bei dem neben ökologischen Gesichtspunkten auch noch Platz für weitere bleiben.
Dreiklank aus baulicher, sozialer und ökologischer Qualität
Ein alte Architektenweisheit lautet: Ein Gebäude ist dann gut, wenn es lange genutzt wird. Daher ist es je nach Projekt daher nicht immer sinnvoll, alle Energie in das technisch Machbare zu stecken und dabei andere Aspekte zu vernachlässigen. So sorgen C.F. Møller bei diesem Projekt durch den Einsatz von Holz nicht nur für eine Verbesserung der CO2-Bilanz, sondern stellen zudem die „soziale Nachhaltigkeit“, „social sustainability“, in den Fokus ihres Konzepts. Zum Beispiel, indem sich das Gebäude mit Cafés, Restaurants und Geschäften auf Straßenebene der Nachbarschaft öffnet. Unterstrichen wird dies noch von großzügigen begrünten Freiflächen, die Besuchern und Anwohnern zugänglich sind. Auf dem Dach ist zusätzlich zum Panoramagarten im 15. Stock eine weitläufig Grünanlage geplant, die als Gemeinschafts- und Begegungsfläche für die Bewohner dient. Zudem sollen die Balkone der einzelnen Wohneinheiten so ausgetsaltet werden, dass der Anbau von viellerlei Gewächsen möglich ist.
Der Baukörper selbst überzeugt durch seine prägnante, eliptische Form und tiefliegenden Balkons, die der Fassade dreidimensionale Anmutung verleihen. Unbearbeitete Holzverkleidungen an den Rückwänden der Balkons untertsreichen dabei die natürliche, organische Anmutung des Entwurfs, ohne jedoch in Öko-Klischees abzurutschen. Insgesamt zeigt der Beton-Holz-Hybrid, so finden wir, dass Kompromisslösungen keineswegs immer zu durchschnittlicher Architektur führen müssen – wenn sie das Beste aus beiden Ansätzen kombinieren. Chapeau!
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