Gerkan Marg und Partner haben es wieder getan. In Shanghai schufen sie ein Bürohochhaus, das nicht nur mit seiner transparenten Optik überzeugt, sondern auch mit einem statischen Kniff. Nach der Sanierung des Berliner Olympiastadions und dem Bau des Hauptstadtbahnhofs zeigen die Architekten damit einmal mehr, dass sie für Qualitätsarchitektur mit dem gewissen Etwas stehen.
Der Hamburger Airport stammt ebenso aus ihrer Feder, wie die Messe Leipzig. Und auch im Ausland schufen sie mit dem chinesischen Nationalmuseum und dem Deutschen Haus in Ho-Chi-Minh-City Bauten, mit Strahlkraft. Vom legendären Flughafen Tegel einmal ganz zu schweigen. Das Hamburger Architektenbüro Gerkan Marg und Partner (gmp) ist vielleicht nicht für ästhetische Überraschungen bekannt. Dafür weiß es aber immer wieder mit planerischer Finesse zu überzeugen. Insbesondere bei Infrastrukturprojekten und Zweckbauten.
150 Meter hoch in den Himmel
In Shanghai hat das Büro nun wiederum eine gewöhnliche Büroimmobilie als eleganten Hingucker gestaltet. Die Architekten bekamen den Auftrag, auf dem ehemaligen Expo-Gelände, in bester Lage am Ufer des Huangpu, 150 Meter hoch in den Himmel über Shanghai zu bauen. Für andere Architekten wäre das vielleicht eine Gelegenheit gewesen, einen Standardgrundriss aus der Schublade zu ziehen und nach den Kundenwünschen zu modifizieren. gmp nutzte die Gelegenheit hingegen für einige interessante konstruktive und statische Spielereien.
Hochhaus im Stützkorsett
Der Auftraggeber, der Finanzdienstleister UnionPay, wünschte sich einen neuen repräsentativen Hauptsitz. Und gmp schritt zur Tat. Zu den auffälligsten Entscheidungen zählt ohne Frage der Entschluss, auf einen tragenden Gebäudekern zu verzichten. Stattdessen ruht das Hochhaus im Empfangsgeschoss auf vier tragenden Säulen, die sich in den Gebäudeecken befinden. Diese leiten das Gewicht ab, das in den darüber liegenden Etagen von einer Stahlrahmenkonstruktion getragen wird. Also einer Art Stützkorsett für das Gebäude. Durch diesen statischen Kniff benötigen die Architekten im Innern kaum weitere tragende Elemente. Folglich ist gerade der als Empfang genutzte Querriegel besonders licht und transparent geraten. Dieser Eindruck zieht sich aber auch durch die oberen Geschossebenen. Was nicht zuletzt am großzügigen Einsatz von Glaselementen liegt.
Repräsentative Transparenz als Markenzeichen
Für das Projekt kollaborierten die Architekten mit dem Stuttgarter Ingenieursbüro schlaich bergermann partner (sbp). Dieses war bereits an der spektakulären Überdachung des Berliner Olympiastadions beteiligt. Die präzise, unaufgeregte Architektur, welche die Büros gemeinsam schufen ist wohl ein Musterbeispiel dafür, weshalb deutsche Architekturbüros in China so beliebt sind. Weit entfernt vom verspielten Hipstertum vieler Niederländischer, Skandinavischer oder Angelsächsischer Büros schaffen sie einfach hochklassige Gebrauchsarchitektur. Wer nach dem Äquivalent von Mercedes, Audi oder BMW in der Baukunst sucht – bei gmp wird er fündig.
Der Beitrag Hoch hinaus im Stützkorsett erschien zuerst auf Senkrechtstarter.