Eine neue Klinik in Montreal setzt neue Maßstäbe. Als größtes Bauwerk ihrer Art in Nordamerika verliert sie dennoch nicht die menschlichen Dimensionen aus dem Blick. Das erreicht sie durch kluges Design und Rücksichtnahme auf die Geschichte des Ortes.
Volle zehn Jahre hat es gedauert, bis das Mammutprojekt zum Abschluss kam. Bis zu 22 Stockwerke ist der Komplex hoch. Er umfasst rund 280.000 Quadratmeter Nutzfläche und 772 Patientenzimmern. Oder, um es einmal bildlicher auszudrücken: zwei ganze Blocks. Das ist der Raum zwischen jeweils zwei Straßenzügen, die in Nordamerika traditionell eigene Nachbarschaften bilden. Und das mitten im Stadtzentrum, aus dem der Gebäudekomplex mit monumentaler Wucht herauswächst. Mit vier Turmbauten bildet die neuen Universitätsklinik von Montreal ihre eigene Skyline.
Angepasst an die menschliche Dimension
Dass er dennoch nicht erschlagend wirkt, verdankt der Entwurf vor allem seiner Innenraumgestaltung. Zu der gehören nicht nur lichte, helle Flure und unzählige Spotlights, sondern auch historische Gebäudesubstanz. Denn der Ort, an dem CannonDesign (New York) und NEUF architect(e)s (Montreal) den Klinikneubau planten, war bereits durch eine Kirche besetzt. Mithilfe von Computer- und 3D-Modellen gelang es dem Team jedoch, die historische Substanz zu integrieren. Mehr noch, sie als bauliches Highlight zu inszenieren. So kann sich die Klinik in Montreal nicht nur der leiblichen Gebrechen seiner Patienten annehmen, sondern auch der seelischen. Und besonders schön anzusehen ist das Ergebnis natürlich auch. Dafür sorgen zusätzlich die 13 großformatigen Kunstwerke, welche die öffentliche Hand dem Vorzeigebau spendierte.
Leuchtturm für die Nachbarschaft
Zwar ist der Komplex bereits voll funktionstüchtig. Dennoch handelt es sich derzeit nur um den Abschluss der ersten Bauphase. Die betraf in erster Linie die medizinischen Einrichtungen sowie die Patientenzimmer. Ambulante Behandlungsräume, Büros, ein Kongresscenter und Parkmöglichkeiten sollen im Zuge der zweiten Bauphase entstehen. Insgesamt erhofft sich das Projektteam einen positiven Effekt für die Nachbarschaft. Denn wie vielerorts in Nordamerika gilt die Downtown-Area als Problemviertel mit hohem Leerstand und sozialen Problemen. Der Komplex bringt nicht nur neue Infrastruktur, sondern auch Jobs und somit Kaufkraft in den Bezirk. Ein lobenswertes Projekt ist es also auch deshalb, weill es sich gegen das Sterben der Innenstädte stemmt – und ein Zeichen für urbane Lebensqualität setzt.
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