Mit dem Nile Tower in Kairo will Ägypten endlich wieder Staat machen. Das Projekt soll das höchste Afrikas werden und steht nicht nur deshalb in der Tradiotion des Leuchtturms von Alexandria.
Vertikale Projekte sind weitaus mehr als nur Gebäude, die in die Höhe (oder Tiefe) weisen. Allzu oft sind sie mit einer ehrgeizigen politischen oder ökonomischen Agenda versehen, wie aktuell in Ägypten. Das Land will mit einem neuen Hochhausturm die Zukunft erobern. Das Nile Tower Project soll nicht nur einen einzigartigen Ausblick über Kairo, den Nil und die Pyramiden bieten. Sondern es soll gleichzeitig signalisieren: Ägypten ist zurück auf der Bühne für Wachstum und Rendite. Seid willkommen, ausländische Investoren!
Der Nile Tower wird – wenn er gebaut werden sollte – nicht nur Afrikas höchstes Gebäude. Er ist auch eines der faszinierendsten Projekte auf dem Kontinent, der die jüngste Geschichte Ägyptens in all ihren Facetten widerspiegelt. 2007 unter dem damaligen Präsidenten Hosni Mubarak geplant. Nach der Revolution 2011 stillgelegt und fast in Vergessenheit geraten – und nun wieder auf der Agenda, aktueller denn je. Für den Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi ist der Nile Tower die perfekte Möglichkeit zu signalisieren, dass das Land seine Krise überwunden hat.
Rotation und Dynamik
Das Konzept des Nile Tower wurde im Büro der 2016 verstorbenen Stararchitektin Zaha Hadid entwickelt. Auf einer dreieckigen Grundfläche spindelt sich der Turm rechtwinklig in schwindelnde 300 Meter Höhe. Fassade und Gestaltung des Turms signalisieren vor allem Dynamik und Bewegung. Tragende Elemente des Gebäudes sind markante Betonrippenwände, die stufenweise zu rotieren scheinen. Von Westen, mit Blick auf den Fluss, scheint sich der Turm näher an das Wasser zu lehnen.
70 Stockwerke bietet der Turm. Während die obersten 36 Stockwerke privaten Wohnungen vorbehalten sind, befindet sich in den mittleren 18 Stockwerken ein Hotel mit rund 230 Zimmern. In den darunter liegenden Stockwerken sind Casinos, Nachtclubs, Wellness-Räume und Einkaufszentren geplant.
Modernes Businesszentrum
Der Turm soll am Westufer des Nil im nördlichen Stadtzentrum Kairos entstehen. Dort könnte er zum Leuchtturm und Aushängeschild eines modernen, auch touristisch attraktiven Businessviertels werden, das das historische Stadtzentrum ergänzt.
Als Zeichen für den Aufbruch Kairos könnte das funktionieren. Doch die großen drängenden Probleme der ägyptischen Hauptstadt, die zu den größten Metropolen der Welt gehört, wird das Turm-Projekt allein nicht lösen können. 18 Millionen Menschen wohnen in Kairo, einem wichtigen Handels- und Industriezentrum in Afrika. Die Stadt wächst rasch. Das hat seinen Preis: In Kairo herrscht akute Wohnungsnot. Und die städtische Infrastruktur kann seit Jahren schon den Bedürfnissen der Einwohner nicht mehr gerecht werden. Einen Aufschwung, der Ressourcen zur Bewältigung der drängensten Probleme schafft, könnte das Land jedenfalls gut gebrauchen.
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