Der Plattenbau ist out? Seit dem Fall der Berliner Mauer schien sich das fast dreißig Jahre lang bewahrheitet zu haben. Doch nun erlebt die Platte eine neue Konjunktur. Zum Beispiel in Stockholm, im Norra Tornen Projekt. Der Grund ist einfach: Vorgefertigte Betonbauteile bieten einfach ein paar gewaltige Vorteile.
Mitte November 2018 hat die Entwicklungsgesellschaft Oscar Properties in Stockholm einen neuen Wohnturm der Öffentlichkeit vorgestellt: Der so genannte Innovationen Tower ist der erste von zwei Türmen im Projekt Norra Tornen. “Nördliche Türme” heißt das auf deutsch. Tatsächlich befinden sich die Gebäude in Hagastaden, einem neuen Stadtviertel im Norden von Stockholm.
“Innovationen”- wie “Helix”-Turm bestehen aus vorgefertigten Betonelementen wie die gute alte Platte, die den Wiederaufbau in West- und Ostdeutschland begleitete. Das bietet in Schweden den Vorteil, dass die Architekten Bauverzögerungen in der kalten Jahreszeit vermeiden. Bei Temperaturen unter 5 Grad Celsius sind Mauer- und Mörtelarbeiten nicht mehr sinnvoll. Gleichzeitig können die Platten die Baukosten verringern.
Und schließlich ermöglicht die Plattenbauweise hohe Wände und großzügige Fensterfronten. Dadurch wirken die Wohnungen sehr hell. Das ist vor allem in einem Land wie Schweden, in dem das Tageslicht die Hälfte das Jahres schwach ist, ein großer Vorteil. Das Konzept mit extra großen Fenstern und einer geschickten Ausrichtung der Wohnungen hat dafür gesorgt, dass alle Wohnung noch vor Baubeginn verkauft werden konnten.
Brutalismus in Stockholms Innenstadt
Auch gestalterisch setzen sich die Gebäude ab: Stockholms Gebäudebestand ist alt. Die Innenstadt prägen maßgeblich Gebäude, die vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Norra Tornen orientiert sich am so genannten Brutalismus: Unverputzter Beton prägt den Baukörper, kastenartige Erker und rückversetzte Terrassen wechseln sich in der Konstruktion ab.
Hinter dem Entwurf steht der Niederländer Reinier de Graaf. De Graaf ist Partner im Office for Metropolitan Architecture von Rem Kohlhaas. Im Innovationen Tower finden sich 182 Wohneinheiten – von der 44 Quadratmeter großen Einraumwohnung bis zum 271 Quadratmeter umfassenden Penthouse in der obersten Etage des Gebäudes. Ein Kinoraum, ein Partyraum, ein Fitnessclub mit Sauna und ein Entspannungsbereich ergänzen die Wohneinheiten. Auch eine Gästewohnung steht den Bewohnern zur Verfügung – in vielen skandinavischen Städten ist das üblich. Der Helix Tower mit 138 Einheiten soll Ende 2019 fertiggestellt sein.
Mit 125 Metern, bzw. 110 Metern sind die beiden Türme nicht nur die höchsten Wohnhäuser in der Stockholmer Innenstadt. Sondernd sie setzen als Tor zur Stadt auch gestalterisch einen außergewöhnlichen Akzent.
Titelbild: Ossip van Duivenbode
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