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Das Patchwork-Werk der Jadwiga Grabowska-Hawrylak

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Polen hat unglaubliche Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erlebt. Städte und Infrastruktur lagen in Trümmern: Der Wiederaufbau des Landes war eine unglaubliche Aufgabe. Nun ehrt das American Institute of Architects in New York eine der größten polnischen Nachkriegsarchitektinnen mit einer Retrospektive: Jadwiga Grabowska-Hawrylak.

Vordringlichste Aufgabe für die polnischen Architekten und Stadtplaner war der Wiederaufbau des Landes. Und des Selbstbewusstseins einer Nation, die lange zwischen den mächtigen Nachbarn zerrieben wurde. Die Architektin Jadwiga Grabowska-Hawrylak ist es gelungen, auch in den politischen Unklarheiten der Nachkriegsjahrzehnte eigenwillige und oft wegweisende Entwürfe durchzusetzen. Aufbau, Modernismus oder Postmoderne – ihre Werke im ganzen Land zeigen wie kaum ein anderes Werk die Einflüsse, die die polnische Architektur über Jahrzehnte bestimmten.

Ansicht der Fassade des Gebäudeensembles in Breslau im Jahr 1982. Quelle: Chris Niedenthal
Ansicht der Fassade des Gebäudeensembles in Breslau im Jahr 1982. Quelle: Chris Niedenthal

Eine Ikone in Breslau

Eines der wohl bekanntesten Werke von Grabowska-Hawrylak ist das Gebäudeensemble in Breslau am Grundwaldplatz, dem Grunwaldzki Plac. Die Architektin wurde dafür 1974 als erste Frau vom Verband der polnischen Architekten SARP ausgezeichnet. Seitdem war die 54-Jährige auch im Ausland ein Begriff. Das Fachmagzin Bauwelt widmete ihr bereits 2016 einen ausführlichen Beitrag.

Das Bauvorhaben selbst ist vor allem wegen seiner düsteren Fassade bekannt geworden. Eigentlich waren die Gebäude in weißem Beton geplant. Sie wurden jedoch in grauem Beton realisiert und galten lange Zeit als steinerne Vertreter des Brutalismus. Sie waren in Breslau äußerst populär, weil sie für die Wiederauferstehung der Stadt und des Landes standen.

Entwurf des Wohn- und Geschäftsensembles in Breslau. Quelle: AIA
Entwurf des Wohn- und Geschäftsensembles in Breslau. Quelle: AIA

Erst zwischen 2014 und 2017 wurden die Gebäude saniert und weiß angestrichen. Der Unterschied lässt sich in Google Street View auf einem kleinen Abschnitt am Grundwalkzi Plac beide Ansichten erkennen: Von der Oder aus leuchten die Türme proper saniert weiß. Nur wenige Klickmeter weiter sind sie grau und abgewohnt.

Modelle und Skizzen zeigen ein beeindruckendes Lebenswerk

Von diesen digitalen Überschneidungen spricht die Ausstellung des American Institute of Architects in New York nicht. Dafür aber zeigt sie viele Modelle, Zeichnungen und Entwürfe der erst im Juni 2018 verstorbenen Grabowska-Hawrylak. Sie zeigen das Lebenswerk einer beeindruckenden Architektin der Nachkriegszeit.

Besucher in der Ausstellung in New York. Quelle: AIA/Shulamit Seidler-Feller
Besucher in der Ausstellung in New York. Quelle: AIA/Shulamit Seidler-Feller

Und wer die Kosten für einen Transatlantikflug nicht scheut: Die Ausstellung „Patchwork: The Architecture of Jadwiga Grabowska-Hawrylak“ ist noch bis zum 18. Mai 2019 im Center for Architecture zu sehen.

536 LaGuardia Place
New York, NY 10012
USA

Der Beitrag Das Patchwork-Werk der Jadwiga Grabowska-Hawrylak erschien zuerst auf Senkrechtstarter Blog.


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