In Kenia lernte der Mensch vor Millionen Jahren den aufrechten Gang. Noch heute entdecken Wissenschaftler neue Spuren in der afrikanischen Steppe. Nun sollen die Funde vor Ort gezeigt werden – in einem Museumsneubau aus der Feder des Stararchitekten Daniel Libeskind.
In Kenias Norden, nahe der Grenze zu Äthiopien, liegt der Turkana-See. Viele Male größer als der Bodensee, ist er seit Jahrzehnten der Fundort von spektakulären menschlichen Überresten. 1984 entdeckten hier die kenyanischen Paläoanthropologen Richard und Meave Leakey den Nariokotome-Jungen. Dabei handelt es sich um das außergewöhnlich vollständig erhaltene Skelett eines männlichen, jugendlichen Individuums der Gattung Homo. Der Fund machte das Paar über Nacht berühmt.
Ngaren: zwei Millionen Jahre menschlicher Geschichte
Heute widmet sich Richard Leaky mehr der Wissensvermittlung. Sein neuestes Projekt: das „Ngaren: Museum für Geschichte der Menschheit“. Dabei handelt es sich um eine Ausstellung zur Entdeckung und Erforschung von mehr als zwei Millionen Jahren menschlicher Geschichte. Das Spektrum reicht von der Evolutiontheorie über die Themengebiete biologische Vielfalt, Überbevölkerung, Krieg, Krankheit und Klimawandel bis hin zum Ursprung des Universums. Initiator Richard Leakey versteht das Museum als Mahnung an die Vergänglichkeit unserer Spezies. Und als Aufruf zum Handeln.
Um diesem globalen Ansatz die passende Form zu geben, hat Leakey den Architekten Daniel Liebeskind an Bord geholt. Der schafft tatsächlich einen sehr emotionalen Zugang zu dem hochkomplexen Thema. Am Rand einer Klippe mit Blick auf das Rift Valley erheben sich zwei vertikale Strukturen wie stilisierte Hände oder Keile, die das Feuer schützen. Eine Anspielung auf den Funken der Geschichte, das prometheische Feuer.
Architektur-Hotspot Nairobi
So archetypisch das Äußere, so modern das Innere des Gebäudes. Hochmoderne, interaktive Ausstellungsräume sollen die Besucher dazu einladen, die Entwicklung der Menscheit auf eigene Faust zu erkunden. Als Standort für das Museum hat Richard Leaky das Dorf Loodariak auserkoren, knapp eine Autostunde von der kenianischen Hauptstadt Nairobi entfernt. Damit ist das Museum nicht zuletzt auch ein Leuchtturmprojekt, das sein Licht auf die kenianische Provinz wirft. Bislang leidet das ländliche Gebiet unter der Abwanderung der Jugend in die Städte. Eine touristische Attraktion wie das Museum könnte dieser Entwicklung entgegenwirken.
Nairobi ist bereits in der Vergangenheit mit spannenden architektonischen Entwürfen aufgefallen. Zum Beispiel mit dem Britam Tower. Nun könnte mit dem Ngaren-Projekt ein weiteres Highlight hinzukommen. Die Eröffnung ist bereits für das Jahr 2024 vorgesehen. Allerdings steht die Finanzierung noch aus, der Träger sucht händeringend Mäzene. Hierbei dürfte der gelungene Liebeskind-Entwurf sicher äußerst hilfreich sein.
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