Man kann ihn hassen – man kann ihn lieben: Der Beton-Dom in Neviges lässt niemanden unberührt. Zum 100. Geburtstag des Architekten Gottfried Böhm organisiert das Deutsche Architekturmuseum eine große Ausstellung über den brutalistischen Sakralbau.
Es ist eines der ungewöhnlichsten Projekte der Nachkriegszeit. 1963 gewann der Architekt Gottfried Böhm die Ausschreibung für einen Sakralbau in Neviges. Hier, unweit der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf, sollte ein neuer Dom Pilgermassen empfangen. Und wie Antonio Gaudí bei seiner der Basilika Sagrada Família in Barcelona konnte auch bei diesem Projekt ein Architekt seiner künstlerischen Vision von einer sakralen Architektur fast uneingeschränkt freien Lauf lassen.
Spektakulärer Entwurf in Sichtbeton
Vor fast 350 Jahren soll dem Mönch Antonius Schirley die Muttergottes in Neviges erschienen sein. Später wurde das Örtchen im Regierungsbezirk Düsseldorf zum beliebten Wallfahrtsort. Nach den beiden Weltkriegen stiegen die Pilgerzahlen so stark an, dass die Franziskaner Anfang der 1960er-Jahre eine neue Wallfahrtskirche ausschrieben. Letztlich überzeugte Gottfried Böhms spektakulärer Entwurf in reinem Sichtbeton die Bruderschaft.
Böhm stammt aus einer Architektenfamilie, hat aber Bildhauerei studiert. Beim Entwurf des Doms konnte er das skulpturale Potenzial von Beton voll ausschöpfen. Wie ein Gebirge wirkt das Gebäude – durch den rohen Beton wurde die Kirche zu einem der wichtigsten Bauten des Brutalismus in Deutschland. Auch heutige Besucher können sich der expressiven Wucht des Sakralgebäudes kaum entziehen. Allerdings traten schon bald Schäden am Bauwerk auf. Bis heute dauern die Sanierungsarbeiten an.
Ausstellung „Der Beton-Dom in Neviges“
Pünktlich zum 100. Geburtstag des Jubilars eröffnet das DAM in Frankfurt am Main die Ausstellung „Der Beton-Dom in Neviges“. Die Schau präsentiert neue Archivfunde zur Wallfahrtskirche und verbindet sie mit einem Ausblick auf die Zukunft. Vorträge zur Familie Böhm – die drei Söhne Gottfried Böhms sind selbst als Architekten tätig – und zur Technik der Sanierung am Dom begleiten die Schau.
Die Ausstellung läuft bis zum 26. April 2020.
Deutsches Architekturmuseum
Schaumainkai 43
Frankfurt am Main
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