In Den Haag hat das Delfter Architekturbüro cepezed einen Gebäudekomplex von 1968 generalüberholt. Dabei ist ebenso luxuriöse wie elegante Büro- und Wohnfläche entstanden. Und auch beim Thema Nachhaltigkeit bewegt sich das Projekt auf der Höhe der Zeit.
Auch an den Ikonen der Moderne nagt der Zahn der Zeit. Das Bürohaus des Mineralölkonzerns Shell in Den Haag ist Teil des Shell Campusses. Zum Ensemble gehören ein Hochhaus und ein niedriges Quergebäude. Beide stammen aus der Feder von H.E. Oud, Sohn des Architekten J.J.P. Oud. Letzterer war Mitglied der Künstlergruppe De Stijl, die in den Niederlanden ein vergleichbare Bedeutung hat, wie in Deutschland das Bauhaus oder das Arts and Crafts Movement in Großbritannien. Auch sein Sohn baute nach den Prinzipien der Bewegung. Schlicht, funktional und schlank. In seiner Urform wäre es kaum aufgefallen, hätte man sein Ensemble „Oostduinlaan“ vom Shell-Gelände auf den Nachkriegs-Alexanderplatz verpflanzt.
Der Nachteil dieser Architektur liegt in ihrer schlanken Bauweise. Wie schon das Philosophicum in Frankfurt benötigte auch die Ostduinlaan dringend eine Frischzellenkur, da die Substanz bröckelte. Die bekam es nun vom Delfter Architekturbüro cepezed, das grundsätzlich zu Werke ging. Während die Struktur des Gebäudes erhalten blieb – die Einheiten reihen sich weiterhin rechts und links der Flure entlang der Fassade – erhielt das Gebäude ringsum eine Erweiterung. Diese leichtgewichtige Konstruktion gibt den Einheiten mehr Tiefe, was besser zu den entstanden Wohneinheiten im oberen Preissegment passt. Dennoch fügen sich diese Loggia-Balkone mit großzügigen Panoramafenstern in die ursprüngliche Silhouette des Gebäudes.
Park Hoog Ostduin modernisiert die Moderne
Erhalten geblieben ist auch die ursprüngliche Kalkstein-Fassade an den Flanken des Gebäudes. Und auch das charakteristische, zur Mitte hin geknickte Dach ist geblieben. Dennoch würde man sich schwer tun zu behaupten, dass es sich hierbei um eine behutsame Revitalisierung des Gebäudekomplexes handelt. Vielmehr wurden modernen Gestaltungsaspekte der 1960er durch solche der 2020er ersetzt. Ein solch beherzter Eingriff ist vielleicht nicht immer wünschenswert. in diesem Fall aber gelungen. Denn da die Struktur marode war, blieb ohnehin nur ein kompletter Umbau oder Abriss. Den konnten die Architekten so verhindern. Gleichzeitig retteten sie viele der alten Materialien. Rund 80 Prozent der entfernten Baustoffe erfuhren eine Nachnutzung, so die Architekten. Und auch die Schmuck-Fliesen setzten sie an anderer Stelle wieder ein. Insgesamt handelt es sich bei dem Projekt also um eine rundum gelungene Modernisierung der Moderne.
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