Der Sieger ist gekürt: Bjarke Ingels setzt sich im diesjährigen International Highrise Award mit seinem New Yorker Projekt VIA 57 West durch. Das besondere daran ist die Pyramidenform. Die sieht nicht nur schick aus, sondern gewährt auch den Bewohnern der zweiten Reihe unverbauten Wasserblick – wer kann da noch sagen, Hochhäuser wären die Egoisten des Städtebaus?
Herausstechen, imponieren, übertrumpfen. Hochhäuser wie das 508 Meter aufragende 101 in Taipei oder das 828 Meter hohe Burj Khalifa in Dubai erschlagen den Betrachter durch ihre schieren Dimensionen. Doch es geht auch anders. Wie, das machte jetzt die Bjarke Ingels Group in New York vor. In ihrem „nur“ 142 Meter hohen Gebäude im Herzen Manhattans am Hudson River ist immerhin Platz für 709 Parteien. Die genießen dank der Pyramidenform des Gebäudes zum größten Teil unverbauten Wasserblick. Zugleich duckt sich das Gebäude aus dem Sichtfeld des dahinter gelegenen Gebäudes. So können dessen Bewohner weiterhin den Bootsverkehr auf dem Hudson genießen.
Kreuzung amerikanischer und europäischer Architektur
Möglich wird dies durch die Kreuzung zweier Baukulturen: der europäischen Blockrandbebauung und dem amerikanischen Streben zum Himmel. Der für New York ungewöhnlich große Sockel ermöglichte es den Planern dabei, dem Gebäude einen Lichthof zu spendieren. Dadurch haben fast alle Bewohner mindestens ein Fenster zum begrünten Innenhof. Ähnlich, wie man es etwa von Berlin oder Paris gewohnt ist. Die Schräge gibt zusätzlich noch den Blick frei auf den Hudson River. Ingels schafft so inmitten der Großstadt eine private, fast schon intime Wohnatmosphäre. Und das, ohne die Bewohner gänzlich vom Rest der Metropole abzuschirmen. Allerdings rechnet sich auf einem der teuersten Baugründe der Welt kein Projekt, das platt am Boden klebt. Folglich strebt auch das VIA 57 West nach oben. Aber eben nur so weit, wie es unbedingt muss.
Jury lobt Innovation für mehr Lebensqualität
Im Zeichen zunehmender Verstädterung sieht die Jury des International Highrise Awards in dem Entwurf ein Vorzeigeprojekt: „Trotz verdichteter Bauweise und effizienter Raumnutzung ist ein Lebensraum entstanden, der in der Metropole New York City einzigartig ist“, sagte Matthias Danne, Immobilien- und Finanzvorstand DekaBank, die den Preis gemeinsam mit der Stadt Frankfurt alle zwei Jahre auslobt. Und Jury-Mitglied Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architektur Museums betonte: Hier vereinsamt der allein lebende Metropolenbewohner nicht mehr, sondern findet in seinem Block den notwendigen sozialen Kontakt zu gleichgesinnten Mitmenschen.“
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