Quantcast
Channel: Architektur Archive - Senkrechtstarter Blog
Viewing all articles
Browse latest Browse all 416

Ausstellung in München: World of Malls – Architekturen des Konsums

$
0
0

Vor 60 Jahren wurde in den USA die erste Shoppingmall eröffnet. Dieses Jubiläum nimmt das Münchner Architekturmuseum zum Anlass für eine Ausstellung über die Geschichte des Einkaufszentrums, einem polarisierenden Bautyp.

Sie steht für Urbanität und für die Verlockungen des Konsums, sorgt ästhetisch aber häufig für Diskussionsbedarf: Die Shoppingmall gilt vielen als Schmuddelkind der Architektur. Kein Wunder, schließlich sind die Konsumtempel in erster Linie funktionale Bauten, die möglichst vielen Geschäften Platz bieten sollen. Ein höherer gestalterischer Anspruch bleibt da oft auf der Strecke.

Das Architekturmuseum der TU München hat sich vom schlechten Image des Einkaufszentrums nicht abschrecken lassen und dem Bautypus eine eigene Ausstellung gewidmet. Anhand von 23 Beispielen aus aller Welt wollen die Kuratoren nach eigenen Angaben „die Auswirkungen auf den Stadtkontext sowie die teilweise spektakulären Transformationsprozesse“ der Malls zeigen.

Southdale Center © Gruen and Associates

Southdale Center © Gruen and Associates

Als erste eigenständige Shoppingmall gilt das Southdale Center bei Minneapolis, das der in die USA emigrierte Wiener Architekt Victor Gruen (der später auch maßgeblich zum Siegeszug der Fußgängerzone beitrug) im Jahr 1956 schuf. Gruen wollte in den Vorstädten der autovernarrten Vereinigten Staaten Orte schaffen, an denen die Menschen in Kontakt treten. So gab es im Southdale Center neben Geschäften auch eine Schule, einen Hörsaal und einen Eislaufplatz.

Main-Taunus-Zentrum © ECE Projektmanagement GmbH&Co.KG

Main-Taunus-Zentrum © ECE Projektmanagement GmbH&Co.KG

Nach Deutschland kam die Shoppingmall 1964, als das Main-Taunus-Zentrum im hessischen Sulzbach seine Pforten öffnete. Es war das erste in sich abgeschlossene Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild – und entstand „auf der grünen Wiese“, also auf einer Freifläche fernab des Stadtkerns. Der Siegeszug der Mall begann auch in Europa, in Deutschland nennen sich die Einkaufsparadiese heute „Arcaden“, „Passagen“, „Galeria“ oder auch „Carré“. Wirklich sehenswerte Exemplare bilden allerdings weiterhin die Ausnahme.

Schloss-Arkaden Braunschweig © Thomas Meyer

Schloss-Arkaden Braunschweig © Thomas Meyer

Zumindest mal gewagt war die Idee, die die Architekten der Braunschweiger Schloss-Arkaden verfolgten: Ab 2005 rekonstruierten sie die Fassade des historischen Residenzschlosses und errichteten dahinter einen Neubau samt Einkaufszentrum. Rolltreppauf, rolltreppab werden die Kaufwilligen hier wie anderswo durch scheinbar unerschöpfliche Warenwelten gefahren, mittlerweile gibt es hierzulande Shoppingmalls mit mehr als 100.000 Quadratmetern Verkaufsfläche.

"Dead Mall": die Rolling Acres Mall in Ohio © Seph Lawless

„Dead Mall“: die Rolling Acres Mall in Ohio © Seph Lawless

In Zeiten des Internethandels büßen die Einkaufszentren allerdings zunehmend an Attraktivität ein, womöglich verlieren sie schon bald ihre Daseinsberechtigung. Das Ergebnis: sogenannte Dead Malls wie jene Rolling Acres Mall in der amerikanischen Stadt Akron. 1975 eröffnet und einst das größte Einkaufszentrum im Bundesstaat Ohio, kam 2008 das endgültige Aus. Für den Bildjournalisten Seph Lawless bot die tote Mall ein paar Jahre später immerhin noch ein eindrucksvolles, weil reichlich postapokalyptisch wirkendes Fotomotiv.

Presseberichte über die Münchner Ausstellung gibt es unter sueddeutsche.de und dw.com, auf deutschlandfunk.de und deutschlandradiokultur.de, einen Radiobeitrag unter br.de.

Die Ausstellung „World of Malls – Architekturen des Konsums“ ist noch bis zum 16. Oktober im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr, Donnerstag 10–20 Uhr.

Und auch Schindler hat sich schon eingehend mit dem Thema Einkaufszentrum beschäftigt. Im Schindler Magazin „Shopping. Wem kaufen wir was ab?“ liefert der Text „Wunderkammern der Warenwelt“ eine kurze Geschichte der Shoppingmall. Nachzulesen unter schindler.com.

Der Beitrag Ausstellung in München: World of Malls – Architekturen des Konsums erschien zuerst auf Senkrechtstarter.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 416