Dem Brexit zum Trotz: Der Londoner Wohnungsbau gewinnt weiter an Höhe. Nun hat das renommierte niederländische Architekturbüro UNStudio den Canaletto Tower fertiggestellt. Er schafft etagenübergreifende Nachbarschaften – und bietet gerahmte Ausblicke auf die Stadt.
Stadtansichten – sie gehörten zu den Spezialitäten des 1697 in Venedig geborenen Malers Giovanni Antonio Canal. Genannt: Canaletto. Besonders seine Gemälde von der britischen Hauptstadt gehören zu den besten ihrer Art im 18. Jahrhundert. Gerne nutzte er dabei Brücken, Pfeiler oder Mauern, um seine Szenen durch Rahmung stärker in den Fokus zu rücken.
Der Canaletto Tower macht es ähnlich. Umlaufende Aluminiumbänder fassen nicht nur optisch jeweils mehrere Stockwerke zu einer „Nachbarschaft“ zusammen. Sie rahmen auch das umliegende Stadtgewebe zu pittoresken Panoramen. „Wir wollten, dass sich die Bewohner als Teil einer einzigartigen Architektur empfinden… Darum haben wir den Canaletto Tower so designt, dass er die Zugehörigkeit verschiedener Etagen zueinander unterstreicht. Kleine Nachbarschaften, die von anderen, nah gelegenen Türmen aus auch als solche zu erkennen sind“, sagte Ben van Berkel, Gründungsmitglied von UNStudio, zur Eröffnung des Gebäudes.
Luxus, Nachhaltigkeit, Gemeinschaft im Wohnturm
Je zwei oder drei Etagen sind auf diese Weise zu einer Nachbarschaft akzentuiert. Zwischengeschosse sorgen zudem für eine Gliederung des „Bügeleisengebäudes„, dessen eine Flanke sechs Etagen niedriger ist, als die 31 Stockwerke hohe Turmflanke. 190 Wohneinheiten unterschiedlicher größer – vom Studio über Wohnungen mit einem, zwei oder drei Schlafzimmern bis hin zum Penthouse – sind darin untergebracht.
Und natürlich kommt ein Gebäude, das gestapelte Nachbarschaften zum Thema hat, nicht ohne Gemeinschaftsflächen aus. In diesem Fall sind das neben dem üblichen Swimmingpool sowie Fitnesseinrichtungen auch ein Kino sowie eine Club Lounge auf der Terrasse des niedrigeren Gebäudeteils.
Alles nur Fassade? In der Tat spielt die Fassade eine herausragende Rolle bei diesem Projekt. Identitäts- und Gemeinschaftsstifter, Designobjekt und Teil des energetischen Konzepts. Denn sowohl bei der Verschattung als auch bei der Tageslichtgewinnung leistet sie ihren Beitrag. Und reduziert so sowohl den Energieverbrauch für Klimagerät als auch für die künstliche Beleuchtung. Das macht das Gebäude aus ökologischer Sicht zwar nicht unbedingt zum Vorzeigebau. Unterstreicht jedoch den Anspruch der Architekten, dass es sich bei der Fassadengestaltung nicht nur um l’art pour l’art handelt. Vor allem zeigt uns das Projekt wieder einmal: das Wohnen in der Vertikalen wird zunehmend attraktiv. Auch Dank innovativer Architekten, welche die strenge Vertikale aufzubrechen suchen.
Titelbild: Eva Bloem/ UNStudio
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