Wenn die Deutsche Bahn baut, dann oft im Verborgenen – oder gleich richtig spektakulär. Wie in Hamburg. Das Projekt neuer Fernbahnhof Altona ist mit rund 360 Millionen Euro eines der wichtigsten in der Hansestadt. Es soll Stadtteile entwickeln und helfen, die Infrastruktur zu verbessern. Nach langen Diskussionen und einigen Nachbesserungen hat sich nun der Entwurf von C.F. Møller Architects durchgesetzt.
Mit ihrem neuen Bahnhof will die Deutsche Bahn den Hauptbahnhof in Hamburg entlasten. Bis zu 130.000 Reisende passieren derzeit den Bahnhof Altona am Tag, der als Kopfbahnhof nur über begrenzte Kapazitäten verfügt. Der künftige Regional- und Fernbahnhof liegt daher etwa zwei Kilometer nördlich des heutigen Bahnhofs. Von dem Neubau erhoffen sich Hamburgs Stadtplaner urbane Impulse für ein Stadtviertel, das bislang vor allem vom Gewerbebetrieb geprägt ist. Zudem sind weitere Bauprojekte möglich. Dort, wo sich bis heute der Fernbahnhof befindet, werden rund 138.000 Quadratmeter Fläche frei. Auf denen will die Stadt Hamburg mit der „Neuen Mitte Altona“ 1.900 Wohnungen bauen.
Neuer Fernbahnhof Altona
C.F. Møller verfügt über Erfahrung mit Großprojekten. Das zeigen etwa der spektakuläre Beton-Holz-Hybrid in Västerås und der Maersk Tower in Kopenhagen. Die Jury für den neuen Fernbahnhof Altona hatte sich dennoch mit dem Entwurf schwergetan. Der überzeugte schließlich gestalterisch und funktional: Zwei Türme unterschiedlicher Höhe sollen entstehen, in dem 70 Meter hohen Gebäude soll ein Hotel einziehen samt Dachterrassenbar, der zehn Meter höhere Nachbarturm wird Büros aufnehmen. Im Erdgeschoss und in der zweiten Etage sind Handel und Gastronomie vorgesehen. Ein Parkhaus im Untergeschoss bietet 300 Pkw und mehr als 1000 Fahrrädern Platz.
Die versetzten Glasfassaden-Elemente der Türme erinnern an geschliffene Edelsteine. Ein scheinbar schwebendes Dach verbindet die Türme. Auf diesem sollen später ein Dachgarten mit Grün- und Sitzflächen, Platz für Gastronomie und ein kleiner Spielplatz entstehen. Wer einmal mit Kindern Verspätungen bei der DB erlebt hat, der wird diesen Spielplatz zu schätzen wissen – per Rolltreppe und Aufzug gelangen die kleinen Reisenden nach oben.
Eine Frage der Dimensionen
Neben dem Entwurf von C.F. Møller waren bis zum Schluss das bekannte Hamburger Büro Baumschlager Eberle und gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) mit im Rennen. Letztere, die schon den Hauptbahnhof in Berlin gebaut haben, lieferten sich lange juristische Scharmützel mit der Bahn. Dabei ging es um den gestalterischen Entwurf, der an finanzielle Zwänge der DB angepasst werden sollte. C.F. Møller hatte seinen Entwurf schon im Vorfeld deutlich abgespeckt und umgestaltet. Nun funktioniert er auch bei einer kleineren, günstigeren Dimensionen. Die Zeit drängt: Zum Fahrplanwechsel 2023/2024 soll bereits alles fertig sein.
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