Hongkong ist kulturell gesehen eine der spannendsten Metropolen der Welt. Als Schnittstelle zwischen Asien und den westlichen Industrienationen gewinnt die Boomtown immer stärker an Bedeutung. Nun legt UNStudio die Pläne für einen Theaterkomplex im Süden der Stadt vor.
Dort, direkt am Wasser entsteht Hongkongs bislang größtes Kunst- und Kulturprojekt. Seit 2006 baut die Stadt den West Kowloon Cultural District an der Südwestspitze von Kowloon. Erst 2026 wird mit der Fertigstellung des gesamten Viertels gerechnet. Dann allerdings ballt sich eine beeindruckende Fülle von Kunst- und Kulturstätten auf rund 40 Hektar neu aufgeschüttetem Land.
Eine der wichtigsten Institutionen des neuen Viertels, das Museum für zeitgenössische visuelle Kultur M+ von TFP Farrells und Herzog & de Meuron wird derzeit gebaut. Es soll 2020 eröffnen.
Der nun neu geplante Lyric Theatre Complex wird der wichtigste Veranstaltungsort für darstellende Kunst im Distrikt sein. Der Komplex umfasst auf 41.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche drei Theatersäle: Das Lyric Theatre mit 1.450 Sitzen, das Medium Theatre mit 600 und das Studio Theatre mit 270 Plätzen. Daneben gibt es einen großen Proberaum, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein so genanntes Resident Company Centre mit acht Tanzstudios und Verwaltungsbüros ergänzt den kulturellen Teil des Komplexes. Gastronomie und Einzelhandel im Haus befriedigen die Konsumbedürfnisse. 2021 könnte der Komplex fertiggestellt werden.
Alle theatralischen Künste unter einem Dach
Wenn man so will, führt der Komplex alle vier klassischen Theatergattungen zusammen: Sprech-, Musik-, Tanz- und Figurentheater unter einem Dach. Denn der Entwurf sieht vor, dass die Foyers aller drei Auditorien in einem zentralen Raum zusammenlaufen, dem Central Spine. Dieser Erschließungsbereich wird folgerichtig zur Bühne der vierten Sparte des klassischen Theaters, dem Figurentheater: ein Raum für’s sehen und gesehen werden.
Auch in der Vertikalen ist der Komplex ein wahres Meisterwerk. Denn auf engem Platz mussten drei Säle untergebracht werden. So liegt der große Lyric Theatre-Raum aus Platzgründen elf Meter unter der Oberfläche. Die beiden anderen Säle mussten überirdisch platziert werden. Sie sind versetzt angeordnet, damit sich der Schall nicht überträgt.
Um den Gesamtkomplex vor Erschütterungen und Vibrationen durch die naheliegende Schnellbahn, den Straßenverkehr oder die U-Bahn zu schützen, ruht er auf mehr als 650 speziell isolierenden Federstempeln.
Für ausländische Bewohner der Metropole bieten die Lyric Theatre-Pläne einen gewaltigen Vorteil: Die Tanzdarbietungen sind auch ohne spezielle Sprachkenntnisse verständlich. Denn sicher ist Hongkong eine kulturell ungeheuer interessante Stadt. Doch was das Theater betrifft, wird zumeist für das lokale Publikum in Kantonesisch gespielt.
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