In vielen Städten schaffen stillgelegte Hafenanlagen Platz für Wohn- und Büroraum. Auch Boston will seit vielen Jahrzehnten die Innenstadt mit den Häfen verbinden. Nun schlagen lokale Immobilienentwickler einen neuen Turm im Hafen vor. Doch vielen Bewohnern ist der Wolkenkratzer zu mächtig.
Elevating Boston – so nennt die ortsansässige Chiofaro Company ihr Vorhaben, Bostons Silhouette in neue Höhen zu treiben. Die Kaianlagen, die westlich vom Stadtzentrum in die Massachusetts Bay ragen, lagen lange brach. Hier soll nun nach den Entwürfen der Architekten von KPF der „Pinnacle at Central Wharf“ entstehen. 600 Fuß – mehr als 180 Meter – würde der Turm in den Himmel ragen, 80.000 Quadratmeter Fläche für eine gemischte Nutzung entstehen. KPF hat weltweit ein ausgezeichnetes Renommee – wir haben auf dem Senkrechtstarter schon einmal ein New Yorker Projekt der Architekten vorgestellt: The Waterline 2. Doch der Pinnacle in Boston ist umstritten.
Boston baut auf nach dem Big Dig
Boston, das ist eine quirlige Metropole an der US-amerikanischen Ostküste mit viel Power. Allerdings erschloss sich deren Charme nicht auf Anhieb: Eine vier Kilometer lange, sechsspurige und aufgeständerte Stadtautobahn zerschnitt das Stadtbild über Jahrzehnte. Mitte der 1980er Jahre kam mit dem Big Dig die Erlösung. Das größte Straßenbau- und Revitalisierungsprojekt der Vereinigten Staaten verlegte die Autobahn unter die Erde.
Seitdem wurde die Innenstadt neu erfunden. Die Stadtentwicklung ging mit der Revitalisierung der ehemaligen Hafenflächen einher. Ein Beispiel ist der sogenannte Harborwalk, ein durchgängiger Gehweg an der nördlichen Wasserlinie mit Anschluss an die Innenstadt. Hier soll nun der neue Wolkenkratzer entstehen.
Öffentliche Anbindung für The Pinnacle
Die Entwickler wollen in drei Punkten überzeugen. Da ist zum einen die öffentliche Erschließung: Der Turm soll ein siebenstöckiges Parkhaus ersetzen. Ein Teil des Geländes wird derweil zu einem öffentlichen Park zwischen Downtown und Hafen.
Außerdem soll das Gebäude besonders nachhaltig sein – auch wenn das heute ja fast schon Standard ist. Mindestens LEED Gold planen die Architekten von KPF. Dies soll durch eine elaborierte Fassade, hocheffiziente Lüftungs- und Wassersysteme sowie Photovoltaik- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gelingen.
Höhergelegtes Gelände
Und schließlich wäre der Pinnacle in Boston nach Angaben der Entwickler Pionier bei der Umsetzung des neuen Stadtentwicklungsplanes, mit dem die Stadt auf den Klimawandel reagiert. Demnach soll das Gelände höher aufgeschüttet werden, um die Stadt und die Immobilienprojekte im Hafen besser vor Hochwasser zu schützen.
Doch Bostons Bewohner wehren sich. Aus Sicht der Kritiker wäre der Pinnacle zu mächtig, außerdem würde er den Zugang zum Hafen blockieren. Die Entwickler hoffen dennoch darauf, spätestens im Jahr 2021 eine Baugenehmigung zu bekommen.
Der Beitrag The Pinnacle: Aufwertung des Bostoner Hafens erschien zuerst auf Senkrechtstarter Blog.