Hochhäuser als vertikale Wälder sind keine Neuheit mehr. Doch UNStudio zeigt in seinem neuesten Entwurf für Melbourne, wie auch die Nachbarschaft vom Fassadengrün profitieren kann. Und ganz nebenbei legt das Projekt “Green Spine” auch noch die Messlatte für das höchste Gebäude des Kontinents höher.
Die Städte rund um den Globus wachsen in die Vertikale. Und dabei stehen die Zeichen zunehmend auf Grün: Egal ob in Lausanne, Mailand, Liuzhou oder Amsterdam. Wuchernde Bäume, Büsche und Gräser an der Fassade setzen weltweit einen Trend für mehr Nachhaltigkeit in der urbanen Erschließung. Neuestes Beispiel ist der Siegerentwurf von UNStudio für ein Doppelturmprojekt in der australischen Metropole Melbourne. Gleich einer geologischen Struktur wachsen die 252 und 356 Meter hohen Türme aus der Stahl-und-Glas-dominierten Skyline. Dabei winden sie sich elegant um einen gedachten Kern, dem auch das Fassadengrün entgegenwächst. Die Assoziation mit einer überwucherten Bergschlucht, mit einem bewaldeten Taleinschnitt in schroffem Fels, liegt nahe.
Grünes Rückgrat für die City
Besonders aus den Planskizzen wird jetzt schon deutlich, dass Green Spine die Idee der Stadtgrünerweiterung im wahrsten Sinne des Wortes auf die Spitze treibt. Denn die begrünten Terrassen ziehen sich vom Sockelgeschoss bis auf das Dach, wobei sie auf Straßenniveau den Schulterschluss mit dem öffentlichen Stadtgrün suchen. Das ist äußerst clever, weil so der Eindruck entsteht, die grünen Giganten sind ganz natürlich aus dem Stadtgewebe hervorgegangen. Und sind nicht erst nachträglich in die Skyline gepflanzt worden. Statt auf Dominanz, welche einem Projekt dieser größer fast schon natürlich zukommt, setzt UNStudio auf Vernetzung. Und verleiht der Stadtsilhouette damit gleichzeitig eine harmonische Ordnung wie auch neue Spannung.
Konsequenterweise zeigt sich der Bau insgesamt äußerst aufgeschlossen. Das Sockelgeschoss ist öffentlich zugänglich, Geschäfte, Cafés und Restaurants locken das Publikum auf großzügige Terrassen. In den kleineren der beiden Türme wird ein Hotel einziehen, moderne Büros sind hier für gewerbliche Mieter vorgesehen. Der größere Turm ist dagegen Wohneinheiten vorbehalten. An seiner Spitze ist ein botanischer Garten geplant, der ebenfalls der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Damit setzt sich der öffentliche Raum bis zur Spitze des Gebäudes fort, was wiederum den nachbarschaftlichen Beziehungen zugute kommt. Ein Termin für den Baubeginn ist derzeit noch nicht bekannt. Die Investitionssumme liegt bei zwei Milliarden Dollar. Wenn das fertige Gebäude später hält, was die Entwürfe versprechen, ist das sicher gut angelegtes Geld.
Titelbild: Norm Li via UNStudio
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