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Streit um Münchens neue Türme?

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München und seine Hochhäuser – das ist eine lange Geschichte. Und die wird jetzt wieder brandaktuell. Die Architekten von Herzog & de Meuron planen zwei neue Hochhäuser. Und zwar in Münchens Zentrum, zwischen Hauptbahhof und Nymphenburger Schloss. Droht nun ein neuer Hochhausstreit?

Eigentlich sind sich alle einig: Die Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt leiden unter hohen Mieten und teurem Wohnraum. Jede Menge neue Ideen und Konzepte sind gefragt. Da bietet sich das Areal an der S-Bahn-Station Hirschgarten an. Das insgesamt 87.000 Quadratmeter große Gelände wird ab dem Jahr 2023 frei. 

Denkmalgeschützte Halle

Kernstück des Areals ist die in den 1960er-Jahren gebaute Paketposthalle. Lange Zeit war sie die größte freitragende Halle der Welt aus Betonfertigteilen. Als prägender Industriebau dieser Zeit steht sie unter Denkmalschutz und soll, wenn die Deutsche Post die Halle nicht mehr nutzt, restauriert werden. Eine Fläche von 18.000 Quadratmeter überspannt die Halle – das entspricht etwas mehr als zwei durchschnittlichen  Fußballfeldern.

Neubau und Erhalt: In der Mitte wird die Halle saniert. Quelle: Herzog & de Meuron
Neubau und Erhalt: Die Halle in der Mitte wird saniert. Die beiden Türme könnten an dann ihrer Südwestecke entstehen. Quelle: Herzog & de Meuron

Eigentümer des Komplexes ist die Büschl-Gruppe. Die hat nun die Architekten von Herzog & de Meuron mit einem Entwurf für das Ensemble beauftragt, den die Planer nun der Stadtgestaltungskommission vorlegten. Geplant sind ein Dreiklang aus flacher Paketposthalle und zwei hochaufragenden Türmen mit je 155 Meter Höhe. 

Außen und Innen. Quelle: Herzog & de Meuron
Die Paketposthalle soll offen bleiben. Der Übergang vom denkmalgeschützten Innenraum zum hochmodernen Aussen bleibt fließend. Quelle: Herzog & de Meuron

Mit einem urbaner Mix aus Wohnen, Büros, Hotel und Gastronomie wollen die Planer die Stadt für den Entwurf gewinnen. Gewerbe, Appartements, Kitas und ein großes Altenheim sollen in sechsstöckigen Randgebäuden Platz finden. Die Paketposthalle bleibt Kern des Ensembles. Sie soll auf zwei Seiten offen sein und leer bleiben. Höchstens vorübergehend soll eine öffentliche oder kommerzielle Nutzung stattfinden: für Kunst-, Kultur- und Sportveranstaltungen. Im Untergeschoss der Halle könnten feste Räume Platz für Kultur, Musik, ein Museum elektronische Kunst oder Kongresse bieten. Dafür wird der Hallenboden an zwei Seiten aufgebrochen, um Tageslicht einzulassen.

Hochhausstreit: Sind 155 Meter zu hoch für München?

Doch bleibt die Höhe der 155-Meter-Riesen umstritten. Stararchitekt Pierre de Meuron vergleicht sie mit einer Akupunktur – wie Nadeln im Körper sorgten sie dafür, dass Energie weit in die Stadt ausstrahlen kann. Weil die Halle so einzigartig sei, müssten auch die Türme außergewöhnlich hoch sein. Für Kritiker wiederum sind Türme in dieser Dimension nicht notwendig, weil sie massive Auswirkungen auf das direkte Umfeld und die Silhouette der ganzen Stadt haben.

Am Rand wird der Hallenboden geöffnett. Tageslicht strömt ein und erhält das Untergeschoss. Quelle: Herzog & de Meuron
Am Rand wird der Hallenboden geöffnett. Tageslicht strömt ein und erhellt das Untergeschoss. Quelle: Herzog & de Meuron

Im Herbst 2019 soll das Bebauungsplanverfahren für das Areal starten. Nach dem  Auszug der Post soll ab 2024 gebaut werden. Klar ist, dass die Debatten um den Entwurf noch heftig werden könnten. Schon vor drei Jahren sorgte der Entwurf für einen 75-Meter-Turm neben dem Hauptbahnhof für Auseinandersetzungen. Derzeit diskutieren die Münchner außerdem Hochhausprojekte in Obersendling. München bereitet sich auf eine Neuauflage des Hochhaustreits aus dem Jahr 2004 vor. 

Der Beitrag Streit um Münchens neue Türme? erschien zuerst auf Senkrechtstarter Blog.


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